Es war einmal ein Hirtenbüblein, das hatte nur ein einziges Schaf. Weil es so weiß wie der reine Schnee war, nannte er es „Schneeweiß“. Und damit er es nicht verlieren konnte, hing er ihm ein goldenes Glöckchen um den Hals. Wenn das Schäfchen dann auf der Wiese herumsprang, läutete das Glöckchen so fröhlich, und das Hirtenbüblein konnte es immer hören und wusste, wo es war.
Doch eines Tages verliert das Hirtenbüblein sein Schäfchen aus den Augen. Da wird es sehr traurig und fragt alle Tiere im Wald, doch keines hat Schneeweiß gesehen. Unter einem Wurzeltor aber wohnt ein alter Zwerg mit einem Laternenlicht. Ob er helfen kann, das Schäfchen wieder zu finden?
Es hatte ein Mann einen Esel, der schon lange Jahre die Säcke unverdrossen zur Mühle getragen hatte, dessen Kräfte aber nun zu Ende gingen, sodass er zur Arbeit immer untauglicher ward. Da dachte der Herr daran, ihn aus dem Futter zu schaffen, aber der Esel merkte, dass kein guter Wind wehte, lief fort und machte sich auf den Weg nach Bremen: dort, meinte er, könnte er ja Stadtmusikant werden. Als er ein Weilchen fortgegangen war, fand er einen Jagdhund auf dem Wege liegen, der jappte wie einer, der sich müde gelaufen hat. „Nun, was jappst du so, Packan?“ fragte der Esel. „Ach“, sagte der Hund, „weil ich alt bin und jeden Tag schwächer werde, auch auf der Jagd nicht mehr fort kann, hat mich mein Herr wollen totschlagen, da hab ich Reißaus genommen; aber womit soll ich nun mein Brot verdienen?“ „Weißt du was“, sprach der Esel, „ich gehe nach Bremen und werde dort Stadtmusikant, geh mit und lass dich auch bei der Musik annehmen. Ich spiele die Laute, und du schlägst die Pauken.“ Der Hund war’s zufrieden, und sie gingen weiter. Es dauerte nicht lange, so saß da eine Katze an dem Weg und machte ein Gesicht wie drei Tage Regenwetter …
Deutung: Ein gutmütiger Esel, ein altersschwacher Hund, eine griesgrämige Katze und ein aufgeregter Hahn finden sich in einer tristen, aussichtslosen Situation zusammen und machen sich auf den Weg nach Bremen. Kennt das nicht so Mancher von uns auch: die berühmte „Flucht nach vorne“? Indem man alles, was einem geblieben ist, zusammen nimmt, der Vergangenheit den Rücken kehrt und einer neuen Aufgabe entgegen strebt? Und wie das Märchen zeigt, ist es überhaupt nicht wichtig, das Ziel auch tatsächlich zu erreichen. Unsere vier Helden kommen ja bekanntlich nie in Bremen an. Es geht darum, sich seiner selbst zu besinnen und seine eigene Würde wiederzufinden. Im Loslassen ist die Tristesse auch schon zur Hälfte überwunden. Kaum ist man fähig, den Blick wieder nach vorne zu richten, wird selbst im finstersten Wald bald ein neues Licht leuchten. – Eines von so vielen Märchen, dessen tieferer Sinn nie an Gültigkeit verliert. Das macht selbst heute noch seinen hohen Wert für Kinder und Erwachsene aus: ein Märchen, das an die eigenen Fähigkeiten und Kräfte appelliert und durch und durch Mut macht.
Es hatte ein Mann einen Esel, der schon lange Jahre die Säcke unverdrossen zur Mühle getragen hatte, dessen Kräfte aber nun zu Ende gingen, sodass er zur Arbeit immer untauglicher ward. Da dachte der Herr daran, ihn aus dem Futter zu schaffen, aber der Esel merkte, dass kein guter Wind wehte, lief fort und machte sich auf den Weg nach Bremen: dort, meinte er, könnte er ja Stadtmusikant werden. Als er ein Weilchen fortgegangen war, fand er einen Jagdhund auf dem Wege liegen, der jappte wie einer, der sich müde gelaufen hat. „Nun, was jappst du so, Packan?“ fragte der Esel. „Ach“, sagte der Hund, „weil ich alt bin und jeden Tag schwächer werde, auch auf der Jagd nicht mehr fort kann, hat mich mein Herr wollen totschlagen, da hab ich Reißaus genommen; aber womit soll ich nun mein Brot verdienen?“ „Weißt du was“, sprach der Esel, „ich gehe nach Bremen und werde dort Stadtmusikant, geh mit und lass dich auch bei der Musik annehmen. Ich spiele die Laute, und du schlägst die Pauken.“ Der Hund war’s zufrieden, und sie gingen weiter. Es dauerte nicht lange, so saß da eine Katze an dem Weg und machte ein Gesicht wie drei Tage Regenwetter …
Deutung: Ein gutmütiger Esel, ein altersschwacher Hund, eine griesgrämige Katze und ein aufgeregter Hahn finden sich in einer tristen, aussichtslosen Situation zusammen und machen sich auf den Weg nach Bremen. Kennt das nicht so Mancher von uns auch: die berühmte „Flucht nach vorne“? Indem man alles, was einem geblieben ist, zusammen nimmt, der Vergangenheit den Rücken kehrt und einer neuen Aufgabe entgegen strebt? Und wie das Märchen zeigt, ist es überhaupt nicht wichtig, das Ziel auch tatsächlich zu erreichen. Unsere vier Helden kommen ja bekanntlich nie in Bremen an. Es geht darum, sich seiner selbst zu besinnen und seine eigene Würde wiederzufinden. Im Loslassen ist die Tristesse auch schon zur Hälfte überwunden. Kaum ist man fähig, den Blick wieder nach vorne zu richten, wird selbst im finstersten Wald bald ein neues Licht leuchten. – Eines von so vielen Märchen, dessen tieferer Sinn nie an Gültigkeit verliert. Das macht selbst heute noch seinen hohen Wert für Kinder und Erwachsene aus: ein Märchen, das an die eigenen Fähigkeiten und Kräfte appelliert und durch und durch Mut macht.
Es war einmal ein Hirtenbüblein, das hatte nur ein einziges Schaf. Weil es so weiß wie der reine Schnee war, nannte er es „Schneeweiß“. Und damit er es nicht verlieren konnte, hing er ihm ein goldenes Glöckchen um den Hals. Wenn das Schäfchen dann auf der Wiese herumsprang, läutete das Glöckchen so fröhlich, und das Hirtenbüblein konnte es immer hören und wusste, wo es war.
Doch eines Tages verliert das Hirtenbüblein sein Schäfchen aus den Augen. Da wird es sehr traurig und fragt alle Tiere im Wald, doch keines hat Schneeweiß gesehen. Unter einem Wurzeltor aber wohnt ein alter Zwerg mit einem Laternenlicht. Ob er helfen kann, das Schäfchen wieder zu finden?
Es war einmal ein Hirtenbüblein, das hatte nur ein einziges Schaf. Weil es so weiß wie der reine Schnee war, nannte er es „Schneeweiß“. Und damit er es nicht verlieren konnte, hing er ihm ein goldenes Glöckchen um den Hals. Wenn das Schäfchen dann auf der Wiese herumsprang, läutete das Glöckchen so fröhlich, und das Hirtenbüblein konnte es immer hören und wusste, wo es war.
Doch eines Tages verliert das Hirtenbüblein sein Schäfchen aus den Augen. Da wird es sehr traurig und fragt alle Tiere im Wald, doch keines hat Schneeweiß gesehen. Unter einem Wurzeltor aber wohnt ein alter Zwerg mit einem Laternenlicht. Ob er helfen kann, das Schäfchen wieder zu finden?